Christ sein in einer sich wandelnden Gesellschaft

Sorgen vieler Menschen heute
Unruhig und besorgt werden viele ob der drohenden Gefahren, die uns überall umgeben. Unser Leben ist bedroht durch Krankheit und Not, aber auch durch letztlich immer unberechenbare Katastrophen, die sich immer ereignen können, sei es durch bestimmte Vorfälle und Ereignisse hier auf Erden, aber auch durch Einwirkungen aus Bereichen, die außerhalb dieser unserer bewohnten Heimaterde liegen.
Viel mehr als eine aus den Fugen geratene Natur, die in diesem Zustand nach der Heiligen Schrift auch als Mahnung und Strafe dem Menschen nach dem Sündenfall anvertraut wurde (vgl. Gen.3,17ff.), mit der er sich nun mühevoll auseinandersetzen muss, um sie sich wieder wenigstens teilweise untertan zu machen, bedroht das Leben der Menschen hier auf Erden die menschliche Bosheit und Schwäche selbst.
So sind es auch vielfältige gesellschaftliche Vorgänge, die Anlass zur Sorge bieten. Willkür, Unrecht, kriminelle Handlungen, Terror und Kriegsgefahr bedrohen gerade in unseren Tagen immer wieder neu das Zusammenleben der Menschen, ja scheinen es sogar oft unheilbar zu zerstören. Friedens- und Sicherheitskonferenzen werden einberufen, um Abhilfe zu schaffen, aber letztlich ist es nicht menschliche Geschicklichkeit allein, die hier Heil und Bekehrung zum Guten wirken kann.
Aber auch Christen, die doch die Welt und die geschichtlichen Vorgänge nicht nur vordergründig betrachten, fragen: wie soll es weitergehen? Menschliche Bosheit, Kriege und Naturkatastrophen gibt es seit dem Sündenfall hier auf Erden ja immer schon. Im übernatürlichen Sinn ist aber heute besonders der große Abfall vom Glauben die eigentliche Katastrophe, die das Leben und die Schönheit der ganzen Schöpfung bedroht. In vielen Ländern und Gesellschaften, die bis vor wenigen Jahren noch vom Glauben an Christus und damit von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes geprägt und überzeugt waren, regiert immer mehr eine atheistische oder nihilistische Grundhaltung.
Dazu kommt, dass un- oder antichristliche Ideologien oder Religionen gerade auch in den ehemals christlichen Ländern immer mehr Anhänger zählen. So sind in Deutschland offiziell laut Statistik nur noch etwas mehr als die Hälfte aller Einwohner Christen, „katholische“ etwas mehr als „protestantische“, der Rest bekennt sich zu keiner Religion oder zum Islam und anderen Religionsgemeinschaften. In großen Städten und anderen Teilen Europas ist die Zahl der Christen noch weit geringer, wobei von denen, die offiziell noch als „Christen“ oder gar als „Katholiken“ registriert sind, kaum jemand noch wirklich dieses Bekenntnis lebt oder den wahren katholischen und allein selig machenden Glauben auch in der Praxis kennt und bekennt. Das Christentum, das in der Nachfolge Christi, unseres Herrn und Erlösers Jahrtausende lang Segen und Heil, Menschlichkeit und Liebe in den Herzen der Menschen gewirkt hat, scheint im Todeskampf zu liegen, eine vergangene Wirklichkeit und Kraft, für die sich die meisten kaum mehr interessieren.
Aber auch das, was sich vor den Augen der Welt noch als „katholische Kirche“ äußerlich darstellt, ist innerlich längst von einem kaum je für möglich gehaltenen Glaubensabfall durchsetzt, der die wahrhaft katholische Liturgie und den katholischen Glauben, wie wir ihn von Christus her seit den Apostel überliefert bekommen haben, verfolgt und aus dem öffentlichen Raum der katholischen Kirchen fast vollständig ausgesperrt und vertrieben hat.
Wie soll da der wahre Glaube, die christliche Hoffnung und die göttliche Liebe hier auf Erden noch Zukunft finden?
Der christliche Blick auf die Geschichte der Menschheit
Im Glaubensbekenntnis bekunden wir, dass wir Christus wieder erwarten, „zu richten die Lebendigen und die Toten“. Die ganze Schöpfung, aber auch jeder einzelne Mensch hat in Gott seinen Ursprung, aber auch sein Ziel. Unser Leben fordert eine Entscheidung zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis, damit wir dieses Gericht am Ende bestehen.
Unsere Aufgabe als Christen ist es, diese Grundwahrheit menschlichen Lebens nicht der Vergessenheit anheim fallen zu lassen. Das Christentum ist in der Welt, aber nicht von dieser Welt. Deswegen waren die wahren Christen – auch in formal „christlichen“ Gesellschaften – wahrscheinlich immer eine Minderheit.
Aber trotzdem war es immer diese Minderheit, die das Wirken des Heiligen Geistes in der Welt ermöglicht und die Liebe und die Barmherzigkeit Christi durch die Jahrhunderte weitergetragen und gelebt und damit der Welt auch den Sinn und die Berufung der ganzen Schöpfung vor Augen gestellt hat.
Weil der Christ die wahre Offenbarung Gottes in Jesus Christus erkannt hat, kann und soll er auch Zeugnis ablegen für den Sinn des Lebens in der Vollendung in der Wahrheit und in der Vollkommenheit.
Die Welt und alles Seiende sind nicht einfach sinn- oder wertlos, nicht einfach ohne Belang, sondern alles ist Wirklichkeit, von Gott gewirkt und auch uns zum Wirken anvertraut. Alles um uns herum ist Gabe und in dieser übernatürlichen Sichtweise auch Auf-gabe, die von uns ver-antwortlich an- und wahrgenommen werden soll.
Wir leben als Christen in der Hoffnung auf die Vollendung und auf das wahre Leben im Reich Gottes, das nicht von dieser Welt ist, die zusammen mit der Sünde und dem Tod erst überwunden, und dann neu gestaltet werden wird in der endgültigen und ewig bleibenden Gemeinschaft mit Gott. Für dieses Ziel leben wir hier auf Erden und bereiten uns in Glaube, Hoffnung und Liebe darauf vor!
Es ist für den Christen nichts Ungewöhnliches, dass sich beim Tun des Guten und auf dem Weg, der von Gott gewollt ist, Schwierigkeiten einstellen. Von Anfang an wird das Werk Gottes durch die Bosheit angegriffen, die durch die Sünde der Menschen und der Engel die ursprünglich gute Schöpfung bedroht, so dass sich die Geschichte der Welt, aber auch unser eigenes Leben, seither als dauernder Kampf des Lichtes mit der Finsternis darstellt.
Jesus Christus ist deshalb in der Welt erschienen, um uns an Seinem Sieg über die Sünde und den Tod, welche die Welt seit Adam und Eva beherrschten, Anteil zu schenken. Im Glauben und in Werken der Liebe nehmen wir so an dem neuen Leben in Gott teil, das wir nur durch Seine Gnade wieder erlangen konnten.
So sind auch die Wechselfälle und Schicksalsschläge, die sich im Leben des Einzelnen wie der ganzen menschlichen Gesellschaft ereignen, nicht ohne Bedeutung. Wir befinden uns noch auf dem Weg und haben doch im Glauben ein Ziel vor Augen, auch wenn wir es jetzt noch nicht sehen können, wie Wanderer in der Wüste auf dem Weg zur Oase der Erquickung, der Ruhe, der Freude und des Friedens. Ein Wanderer braucht Orientierungspunkte, die ihm helfen, trotz möglicher Wechselfälle der Reise das erstrebte Ziel zu erreichen und nicht vom Wege dorthin abzukommen. Jesus Christus ist zu diesem Zweck hier auf Erden erschienen, um uns den Willen des Vaters zu offenbaren, der alles auf die Vollendung in Seiner Liebe hin erschaffen hat.
Wollen wir in den Schwierigkeiten der Zeit bestehen und auch anderen auf dem rechten Weg helfen, ist also zu allererst diese Rückbesinnung auf die Grundwahrheiten des Glaubens notwendig. Wir sollen dabei unsere Vernunft vom Licht und von der Kraft und der Heiligkeit des Heiligen Geistes erleuchten lassen!
Äußere Veränderungen als Herausforderung an die Vernunft
Unser Leben hier auf Erden ist von einer gewissen Vorläufigkeit geprägt und äußerlich betrachtet auch einem vielfältigen und stetigen Wandel unterworfen. Jeder Augenblick ist anders als der vorhergehende, jeder Tag bringt neue Begegnungen, positive oder negative Wendungen oder Veränderungen. Natur und Gesellschaft stellen uns immer wieder vor neue Herausforderungen.
Als Vernunftwesen muss sich der Mensch dieser ihm begegnenden Wirklichkeit stellen. Die Vernunft fordert ihn heraus, sich nicht nur blind jedem beliebigen Wandel zu überlassen, sondern Werte zu finden und zu leben, die jeder Art von Vergänglichkeit überlegen sind und es ermöglichen, aus einer blinden Passivität zu einer klar sehenden aktiven Gestaltung der Wirklichkeit zu finden, was die Gabe der Vernunft im Menschen ja bewirkt und ausmacht.
Die meisten Menschen nützen die Gaben der Vernunft aber nur unvollständig und unzureichend. Sie setzen sie ein, um hier auf Erden „glücklich“ und „reich“ zu werden, übersehen aber gerne, dass wahres Glück und wahrer Reichtum nicht hier auf Erden in der Vergänglichkeit gefunden werden können, worauf sie ihre „Vernunft“ willkürlich und verantwortungslos gerne beschränken
Vernunft geht immer über den bloßen Augenblick hinaus und steht damit über den Dingen, die sie be-urteilt. Wäre sie dazu nicht fähig, könnte sie sich auch in rein innerweltlichen Aufgaben oder Fragen kein Urteil bilden, geschweige denn, gestaltend eingreifen oder mitwirken.
Mit der Gabe der Vernunft vernimmt der Mensch ihm gestellte Aufgaben und besitzt über allen Wandel hinaus ein „Wissen vom Wissen“ und damit von Wahrheit, also eine die bloß materielle Welt übersteigende geistige Fähigkeit zur Beurteilung und Erfassung dessen, was gut ist und sein soll und damit auch dessen, was ist.
Dieser unmittelbare Bezug zur Wahrheit ermöglicht es, dass nicht nur Dinge, die man mit den Sinnen wahrnimmt, sondern auch moralische oder theoretische Wahrheiten „ein-leuchten“ können. Von einem solch höheren Standpunkt aus können und sollen wir die Wechselfälle des Lebens betrachten und beurteilen. Die Einsicht in den Wert der Wahrheit fordert auch hier von uns eine ganzheitliche Bemühung, die erkannte Wahrheit auch in unserem Leben wirksam werden zu lassen.
Die höchste und absolute Wahrheit, die sich uns unmittelbar als Wert offenbart, wird so für den menschlichen Geist auch zum Ziel, das ihn in allem Wandel hier auf Erden wie ein Licht vor Augen tritt und ihn herausfordert, diesem Licht auch in seinem eigenen Leben zu entsprechen.
Leider verschließen viele Menschen ihr (geistiges) Auge für dieses letzte und eigentliche Ziel ihres Lebens, das aber der Vernunft nicht grundsätzlich ganz verschlossen ist, auch wenn sich die bloß natürliche Vernunft leicht verirrt und deshalb auch die übernatürlichen Gnadengaben notwendig sind, um die Wahrheit an sich, die ja Gott selbst ist, angemessen wahrzunehmen und Seinem Willen auch in wahrer Liebe folgen zu können.
In einer sich wandelnden und deshalb oft auch verwirrend anmutenden Welt bekommen viele Angst, weil sie nicht wissen, was eigentlich gilt und wie sie dem Ansturm auf alles Gute und Wertvolle begegnen können. Als Glieder der Kirche Jesu Christi wollen wir uns der Frage stellen, wie wir vom Glauben her Antwort geben können und in welcher Grundhaltung wir die Schwierigkeiten in einer sich stets wandelnden Gesellschaft und Welt betrachten und bewältigen können und sollen.
Die grundlegende Herausforderung unseres Lebens hier auf Erden
Wenn wir Gutes wirken wollen, können wir immer nur bei uns selbst anfangen. Für jeden einzelnen persönlich geht es zunächst um die eigene Vollendung, die wir als Sünder nur durch die Erlösung von der Sünde, die uns Jesus Christus schenken will, erreichen können. Der Weg der Vollendung ist so immer ein Weg des Übersteigens unserer irdischen Grenzen, ein Weg in und mit Gott, in dem allein wir das wahre Leben in seiner ursprünglich gewollten Vollkommenheit finden können.
Der Mensch wirkt sein Heil somit nicht allein, er ist als Geschöpf Gottes auch niemals in Einsamkeit gefangen, sondern immer zum Miteinander und zur Liebe berufen. Liebe zunächst und vor allem zu Gott, Seinem Schöpfer und Erlöser, aber auch Liebe zum Nächsten als Seinem Bruder und ebenfalls Ebenbild Gottes. So wirkt die eigene Bemühung um Heiligkeit immer auch auf das geistliche Leben unserer Mitmenschen. So verändern wir die Welt im Kleinen und bereiten sie darauf vor, dass Gott auch Großes wirken kann!
Allgemeine Schwierigkeiten menschlichen Lebens
Wir alle wissen, dass diese Liebe zum Nächsten nicht immer leicht ist: Unsere Kraft und Fähigkeit hier auf Erden ist beschränkt, wir sehen oft eher nur Äußerlichkeiten, und auch unsere Mitmenschen nehmen uns nur unvollkommen wahr. Da kann es leicht geschehen, dass selbst bei bestem Willen Missverständnisse oder Uneinigkeit in den Vordergrund treten, die schnell auch in Missgunst, Neid oder Hass ausarten können, wie wir es tagtäglich weltweit erleben.
Die von Gott in vollkommener Güte erschaffene Welt hat so einen Riss bekommen durch die Sünde, in der die Menschen Erkenntnis gewinnen wollten, indem sie den Blick von Gott, der alleinigen und lebensspendenden Wahrheit abgewendet haben, indem sie sich der Schlange zuwandten, die ihnen versprach, durch die Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen, also des Unvollkommenen und Schlechten, eine höhere Erkenntnis finden zu können als sie ihnen doch schon geschenkt war in der Anschauung Gottes, der mit und unter ihnen wandelte, wie es das Buch Genesis beschreibt (vgl. Gen.1).
Das Böse hat so durch die Sünde und Abkehr von Gott einen Platz bekommen in der Welt und wirkt seither in der Seele des Einzelnen, aber auch der ganzen menschlichen Gesellschaft. Das betrifft die ganze Menschheitsgeschichte, uns aber vor allem in den Ereignissen unserer Tage, die uns herausfordern und oft auch bedrängen, auf die wir aber auch im Glauben an Gott und aus diesem Glauben heraus die rechte Antwort suchen sollen und können.
Jede Krise ist auch Chance
Es ist offensichtlich, dass es hier um eine geistliche Krise und Auseinandersetzung geht, welcher jeder Einzelne, aber auch die Menschheit als gesellschaftliche Wirklichkeit zu bewältigen hat und der sie sich stellen muss.
Wenn wir im Glauben leben, dürfen wir in jedem Kreuz und in jeder Krise nicht nur die Last, sondern auch eine Gnade und eine Chance zur Verherrlichung von Gottes Kraft und Seiner Güter erkennen. Wir müssen unsere Herzen öffnen, dann sehen wir, wie Gott selbst in äußeren Schwierigkeiten noch Gutes in den Seelen wirkt und Segen spendet. Auch eine Zeit des Glaubensabfalls, der seelischen Kälte, der Finsternis und des Irrglaubens kann die Sehnsucht nach dem Licht des Heiligen Geistes und das Interesse für das Gute stärken.
Überraschend erkennt heute mancher auf einmal recht deutlich, dass nicht alle Religionen gleich gut oder schlecht sind, obwohl das oft schon Jahrhunderte lang behauptet wurde. Die Auswüchse falscher Religionen machen es plötzlich offenbar, dass nicht jede angebliche „Gottes“verehrung auch in Wahrheit Gottesverehrung ist, dass es nicht völlig gleich ist, ob unsere Heimat christlich oder un- oder antichristlich geprägt wird, auch wenn das Christliche selbst "Christen" kaum noch geschätzt haben.
Sogar Menschen, die sich kaum noch um die christlichen Werte, die unsere Gesellschaft geprägt und auf ein heiliges oder zumindest sittliches Fundament gestellt haben, gekümmert haben, wollen wieder Weihnachtslieder hören, kirchliche Bräuche wahrnehmen, ja sogar Kreuze sehen. „Kirchliche“ Bedenkenträger, die das als Folklore ablehnen, sollten sich besinnen, welche Bedeutung die Rückbesinnung auf das Kreuz Jesu für die einzelnen Menschen und für die ganze Gesellschaft haben kann und auch hat und wie notwendig eine solche Rückbesinnung gerade in unseren Tagen ist! Wie wichtig der Blick auf Jesus am Kreuz in all dem Terror, dem Unrecht, der Verleumdung, der Lieb- und Teilnahmslosigkeit oder dem Hass, in einer Gesellschaft der Kälte, des Wegschauens oder des Egoismus und der Überheblichkeit ist, welche die Welt statt zu einem Paradies Gottes immer mehr zu einem Vorhof der Hölle zu machen drohen!
Erinnern lassen sollten wir uns alle aber auch daran, wie wichtig der Blick auf Jesus am Kreuz für eine wahre Wiedergeburt und Erneuerung Seiner Kirche ist, die gerade durch die Abwendung vom Kreuz Jesu und die damit verbundene Verfolgung der überlieferten Liturgie durch die eigentlich dafür Verantwortlichen in eine so schwere und schon seit Jahrzehnten währende Krise gestürzt worden ist!
Wie stark ist der Islam und wie stark wird er in wenigen Jahrzehnten werden, fragen sich heute viele angesichts der Bevölkerungsentwicklung in vielen Gebieten Europas oder der westlichen Welt. Wer nur auf die äußere Zahl oder die irdische Macht sieht, wird diese Frage wohl kaum richtig beantworten.
Die Gewalttätigkeit, mit der er sich heute wieder neu ausbreitet, ist letztlich vor allem ein Zeichen der Schwäche und der Selbstentlarvung, des Aufbäumens der Finsternis gegenüber dem Licht. Die Finsternis kann aber noch so schrecklich und unüberwindlich scheinen – sobald auch nur ein wenig Licht leuchtet, wird sie überwunden! Das sehen wir an der Geschichte der Kirche seit den ersten Tagen ihrer Verfolgung! Menschliche Gewalt und irdische Macht kann trotz allem Zwang die Schönheit und das Leuchten der Wahrheit nicht verdunkeln, und selbst die mächtigsten Kaiser des damaligen römischen Weltreiches und viele andere folgende Potentaten konnten trotz aller Verfolgung Gottes Licht in dieser Welt nicht zum Erlöschen bringen!
Ein Christ, der vom Heiligen Geist erleuchtet ist und so einen höheren Standpunkt als nur einen irdisch-menschlichen einnimmt, weiß, dass alle Götter der Heiden „Nichtse“ (1Chr.16,26) sind, dass also allen Religionen, die nicht wirklich aus dem Herzen Gottes selbst stammen, überhaupt aus sich keine Macht besitzen, wenn es von Gott nicht teilweise zur Prüfung der Ernsthaftigkeit der Menschen zugelassen worden wäre.
Gefährlicher als der äußere Kampf ist für das Licht der Wahrheit in der Gesellschaft wie in der eigenen Seele die Gleichgültigkeit. Wenn wir die Bevölkerungsstatistiken genauer ansehen, ist es nicht der Islam, sondern die Massen jener völlig glaubenslos gewordenen Nachkommen christlicher Völker, die in den nächsten Jahrzehnten den Hauptteil der Bevölkerung in vielen ehemals christlicher Länder stellen werden oder heute schon stellen. Eine plötzliche scheinbare Stärke einer falschen Religion oder Lehre ist dann nur die Folge der Gleichgültigkeit der Wahrheit gegenüber.
Eine geistliche Krise heute kann nicht mit irdischen, sondern nur mit geistlichen Mitteln bewältigt werden
Glaube und Gehorsam der Güte Gottes gegenüber heißt letztlich also immer auch Auseinandersetzung und Kampf mit dem Unglauben und den gottfeindlichen Kräften, aber auch mit der Gleichgültigkeit und Lauheit vieler menschlichen Herzen. Diesen Kampf musste sogar Jesus als Mensch hier auf Erden in ganz außergewöhnlicher Weise ausfechten. Durch Seine bedingungslose Liebe zum Vater hat Er hier für uns den Sieg errungen, an dem wir aber nur Anteil erhalten können, wenn auch wir zur wahren Liebe und Nachfolge in diesem Kampf bereit sind.
Das Heil, zu dem der Mensch berufen ist, kann im christlichen Glauben nur erreicht werden in der Nachfolge Christi und mit Seiner Gnade. Christus lehrt uns auch, dass der geistige und geistliche Kampf für die sittliche und religiöse Wahrheit ein Kampf der Liebe ist, der die Menschen als Ebenbilder Gottes gegen alle feindlichen Mächte verteidigt, sie aus der Finsternis herausführen will und ihre Rettung und ihr Heil sucht, auch wenn dies noch so schwierig erscheint.
In einem nicht mehr lebendig christlichen Europa ist es für Menschen, die außerhalb des Glaubens stehen oder ohne ihn aufgewachsen sind, oft sehr schwierig geworden, überhaupt noch irgendeinen wahren gläubigen Katholiken oder ein wahres katholisches Glaubensleben zu finden. Jeder wahre Jünger unseres Herrn Jesus Christus muss sich hier seiner großen Verantwortung bewusst sein.
Auch Menschen anderer Religionen werden in westlichen Gesellschaften vielleicht nur noch Zerrformen oder sektiererischen Verfälschungen des wahren christlichen Glaubens begegnen. Auch hier ist unser persönlicher Einsatz, so weit es unsere Lebensform ermöglicht, von ganz entscheidender Bedeutung.
Die Menschen müssen der wahren Liebe Gottes begegnen können! Sie müssen Christus in uns wahrnehmen und Seine Botschaft durch unser Reden und Handeln vernehmen und verstehen können!
Die Apostel wurden von Christus nicht gesandt, die Anhänger anderer Religionen äußerlich zu bekämpfen oder zu besiegen, von denen es ja damals im römischen Reich unzählige gab und gegen die das kleine Christenhäufchen menschlich gesehen weniger als ein Nichts war. Die Jünger wurden von Jesus ausgesandt mit Seiner Botschaft des Heiles! Im Christentum geht es um die Umgestaltung und Erneuerung der Herzen im Heiligen Geist! Nur Gottes Gnade kann das Wunder des Sieges über Bosheit und Sünde bewirken! Die Antwort auf Gottes Gnade soll der Mensch in Liebe und freiwillig geben! Nur so kann er am Leben Gottes Anteil erhalten!
Ein wahrer Christ und Katholik wird sich vor allem darüber Gedanken machen, warum es vielen Menschen heute so schwer fällt, überhaupt noch den Weg zum Glauben zu finden, und wie er helfen und beitragen kann, die geistliche Not, welche die Ursache der übrigen Nöte der Menschen und der Gesellschaften darstellt, durch das Zeugnis seines Lebens und seiner Liebe, welche die Liebe Christi widerspiegeln soll, zu bekämpfen.
Aus uns allein können wir das Glaubenslicht in den Herzen der Menschen nicht entzünden, das weiß jeder, der sich darum bemüht. Auf uns gestellt sind wir auch nicht fähig, zur wahren und übernatürlichen Liebe! Wir alle bedürfen dazu der Hilfe von oben, vom Vater allen Lichtes, der durch den Heiligen Geist in uns wirkt und auch in den Herzen aller Menschen Sein gnadenhaftes Leben ausgießen und fruchtbar werden lassen möchte!
Die besondere Gnade unserer Zeit
Wir sollen und dürfen deshalb nie vergessen, dass ein Leben in einer schwierigen Zeit auch ein Leben besonderer Gnade darstellt. Wir brauchen eine besondere Gnade, um im Kampf zu bestehen, und Gott schenkt uns in jedem Kreuz auch die notwendige Gnade, weil gerade das Kreuz uns enger mit Christus verbindet, weil es uns näher und lebendiger an Seinem Leben der Liebe und des Opfers teilhaben lässt, in geistiger Verbindung mit Seinem Leben hier auf Erden, aber auch schon in mystischer Verbindung mit Seinem göttlichen Leben im Himmel!
In einer schweren Zeit mag der Kampf wohl schärfer sein, weil sich die Bosheit in ihrer ganzen Abartigkeit zeigt. Das wird wohl niemand bestreiten. Die Leiden dieser Zeit bewirken aber so indirekt auch ein helleres Erstrahlen des wahrhaft Guten vor der Dunkelheit des Bösen, so dass die Schönheit und Heiligkeit Gottes in Wahrheit immer tiefer und reiner erfasst werden kann. So kommt die Kraft Gottes in der Schwäche des Menschen hier auf Erden zur Vollendung (vgl.2Kor.12,9)!
Es ist sicherlich auch eine Zulassung der Gnade Gottes, dass vor den Augen der Menschheit immer deutlicher offenbar wird, dass jede „Religion“, die nicht Gott selbst zum Urheber hat, aus sich heraus unvollkommen und schwach ist, dass sie nie vermag, den Menschen aus dem Terror der gottfeindlichen Gewalten herauszuholen und zum wahren und neuen Leben in der Liebe Gottes zu führen.
So sollten wir gesellschaftliche Entwicklungen nicht nur bejammern oder mit rein irdischen Mitteln bekämpfen, wenngleich diese zur Bewältigung von gewissen Notständen im Hinblick auf das Heil der Menschen sicher auch notwendig sind. Wir sollen die Not der Menschen vor allem aus dem Blickwinkel Gottes sehen.
Den richtigen Weg zur Bewältigung solcher Notstände muss uns die Liebe weisen, wie Christus sie uns vorgelebt hat. So wird sich unser Herz für den übernatürlichen Blick öffnen. Wir werden gewahr werden, was Christus von uns will. Wir werden zu fragen beginnen, was unsere Mitmenschen brauchen, wie wir ihnen am besten helfen können, in ihren natürlichen, besonders aber auch in ihren übernatürlichen Bedürfnissen! Diese werden heute ja meist vergessen!
In jedem Menschen, mit dem wir es zu tun haben, zeigt sich nach der Aussage Christi auch Er selbst, der uns begegnet. Der darauf wartet, dass wir unser Herz nicht verhärten. Oft schickt Gott Menschen zu uns, damit wir ihnen Seine Liebe erweisen können, da wir manchmal daran gehindert sind, selbst zu ihnen zu gehen.
Wir sollen unsere Augen, aber auch unsere Herzen in diesem Sinne öffnen für die Zeichen der Zeit! Ein Leben in einer schwierigen Zeit ist immer ein Leben in der Nachfolge auf dem Kreuzweg Christi. Nur so orientieren wir uns nicht am eigenen Vorteil oder an der eigenen Bequemlichkeit, sondern am zeitlichen wie ewigen Heil unserer Mitmenschen und damit auch der menschlichen Gesellschaft!
So geht unser Blick trotz all unseres irdischen Tuns nach oben, dorthin, von wo wir Christus nach Seinen eigenen Worten einst werden wiederkommen sehen, wenn Sein Zeichen am Himmel erscheint (vgl. Mt.24,30) und wir Ihm von Angesicht zu Angesicht darüber Rechenschaft abgeben dürfen oder müssen, was wir zu Seiner Ehre und zur Verherrlichung der Liebe Gottes hier auf Erden getan haben!
Europa und die so genannten christlichen Nationen sind nicht verloren, wenn sie die Herausforderungen unserer Zeit in diesem Sinn auf sich nehmen. Wenn sie bereit sind, Christus auf Seinem Kreuzweg nachzufolgen und – trotz oder gerade auch wegen des kirchlichen Notstandes unserer Tage - mit Christus das Kreuz auch für das Heil ihrer Mitmenschen zu tragen.
Nur so können wir für die frohe Botschaft vom Reiche Gottes und für Jesus Christus, unseren Heiland und Erlöser, Zeugnis ablegen. Nur so können sich auch andere von falschen Götzen abwenden und die wahre Liebe Gottes erfassen und begreifen! Nur so kann der Heilige Geist auch in unserer Zeit in uns wirksam bleiben und durch uns das Licht des Lebens Gottes leuchten!
Dann können die Menschen auch in unserer Zeit erkennen, dass Christus das Heil und der wahre Heiland der Welt ist. Dann wird das Reich Gottes auferbaut, vielleicht unter Schwierigkeiten und Verfolgungen wie in den ersten Jahrhunderten. Doch in den Herzen der Menschen werden die Mächte der Finsternis allmählich überwunden und Gottes Heil kann wirksam werden. Nicht durch irdische Waffen oder mit weltlicher Gewalt, sondern durch die Waffen der Wahrheit und der Liebe im Heiligen Geist!
Das ist es, worum wir auch heute beten und wofür wir kämpfen sollen!

Thomas Ehrenberger

 

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